BARF, Dose oder Trockenfutter – worum geht’s hier eigentlich wirklich?
BARF, Dose oder Trockenfutter – worum geht’s hier eigentlich wirklich?
Wenn man sich unter Hunde- oder Katzenhaltern umsieht, könnte man manchmal meinen, man steht mitten in einem Glaubenskrieg.
„Nur BARF ist gesund!“, „Trockenfutter tötet!“ oder „Dosenfutter ist Müll!“ – solche Sätze höre ich ständig.
Es wird gestritten, verurteilt und belehrt, als ginge es um eine Religion.
Ich kenne Hundehalter, die aus der Hundeschule gemobbt wurden, weil sie nicht das „richtige“ Futter gegeben haben.
Und ich denke an eine ältere Dame – Mindestpensionistin – die alles für ihre zwei Katzen tut.
Die Tiere haben ein kleines Paradies zuhause, sind medizinisch bestens versorgt und geliebt bis ins letzte Haar.
Aber sie wurde von anderen Tierhaltern angezeigt, als „Tierquälerin“, nur weil sie sich das teure Trend-Nassfutter nicht leisten kann und an manchen Tagen Trockenfutter gibt.
Ganz ehrlich?
Da fehlen einem die Worte.
Denn niemand, der sein Tier liebt, ist automatisch ein schlechter Mensch, nur weil er anders füttert.
Was viele vergessen:
Es geht nicht um die Konsistenz – also roh, nass oder trocken – sondern darum, was wirklich drin ist und ob es zu Tier, Mensch und Lebensumständen passt.
Und genau darüber möchte ich heute reden.
Ich bin weder gegen BARF noch gegen Dose noch gegen Trockenfutter (bei Katzen nur sehr eingeschränkt).Aber ich bin gegen Vorurteile, Dogmen und diesen Druck, alles „perfekt“ machen zu müssen.
BARF – das Ideal mit Tücken
Klar, viele von uns Ernährungsberatern mögen BARF.
Man kann die Rationen genau berechnen, man weiß, was man füttert, und die meisten Tiere fressen es sehr gerne.
BARF hat viele Vorteile: hohe Bioverfügbarkeit, frische Zutaten, Kontrolle über die Inhaltsstoffe.
Aber: Es ist kein Spaziergang.
Man braucht gutes, sicheres Fleisch, und damit meine ich nicht die tiefgefrorenen Ziegel aus dem Supermarkt, bei denen keiner so genau weiß, was wirklich drin ist.
Man braucht Platz – oft eine eigene Kühltruhe – und Zeit für die Vorbereitung.
Und vor allem braucht man Wissen.
Denn die berühmte „80-20-Regel“ reicht nicht aus, um ein Tier artgerecht zu ernähren.
BARF muss berechnet werden.
Und zwar richtig.
Denn zu viel oder zu wenig von Vitaminen und Mineralstoffen kann ernsthafte Probleme verursachen.
Dazu kommt das Thema Keimdruck:
Rohes Fleisch kann Keime enthalten – für Hunde meist kein Drama, aber für Menschen schon.
Vor allem Kinder, ältere oder immungeschwächte Personen sollten beim Umgang mit rohem Tierfutter vorsichtig sein.
Sauberes Arbeiten, gründliches Händewaschen und getrennte Utensilien sind Pflicht.
Nassfutter – altbewährt, modern gedacht
Dose als Alternative?
Wenn BARF nicht möglich oder gewollt ist, ist gutes Nassfutter für mich meist die beste Alternative.
Warum?
Weil es in Sachen Zusammensetzung dem natürlichen Fressverhalten am nächsten kommt: viel Fleisch, viel Feuchtigkeit, wenig Kohlenhydrate.
Es gibt mittlerweile wirklich tolle Marken – ehrlich deklariert, sinnvoll zusammengestellt, gut supplementiert.
Natürlich gibt es auch hier schwarze Schafe, aber das ist bei allem so.
Nachteile?
Ja, Dosen brauchen Platz, erzeugen Müll und sind auf Reisen unpraktisch.
Aber sie sind hygienisch, lange haltbar und – vor allem bei guter Qualität – sehr gut verträglich.
Und bitte: Diese alte Behauptung, Dosenfutter mache automatisch Durchfall oder Mundgeruch, ist Unsinn.
Das passiert nur, wenn man Billigware füttert, die mehr aus Füllstoffen als aus Nährstoffen besteht.
Trockenfutter – praktisch, ja. Perfekt, nein.
Trockenfutter ist einfach praktisch.
Günstig, lange haltbar, platzsparend und unkompliziert – das schätzen viele Tierhalter.
Aber: Trockenfutter enthält immer viele Kohlenhydrate, egal ob extrudiert, kaltgepresst oder halbfeucht.
Sonst würde es schlicht nicht zusammenhalten.
Das muss nicht automatisch schlecht sein – bei aktiven Hunden kann der höhere Energiegehalt sogar ein Vorteil sein.
Ich selbst nutze Trockenfutter oft beim Training, statt die üblichen, oft fragwürdigen Leckerlis zu nehmen.
Für sportliche Hunde oder Arbeitshunde kann ein gutes Trockenfutter mit passender Ergänzung eine solide Basis sein.
Doch die Betonung liegt auf gut.
Viele Produkte sind schlecht deklariert, verraten kaum Inhaltsstoffe oder Nährstoffgehalte.
Das macht es für uns Ernährungsberater fast unmöglich, eine genaue Rationsberechnung zu machen – und ohne Zahlen keine fundierte Empfehlung.
Bei Katzen gilt:
Trockenfutter nur als Leckerli oder Beschäftigung, niemals als Hauptmahlzeit.
Katzen sind von Natur aus schlechte Trinker – sie decken ihren Flüssigkeitsbedarf über die Nahrung.
Trockene Kroketten passen da einfach nicht ins Konzept.
Kein Schwarz-Weiß – nur viele Grautöne
Am Ende zählt nicht, ob du BARFst, Dosen fütterst oder Trockenfutter gibst.
Es zählt, ob dein Tier alles bekommt, was es braucht,
ob du damit zurechtkommst – und ob es in dein Leben und Budget passt.
Füttern soll kein schlechtes Gewissen machen,
sondern ein gutes Gefühl.
Und noch etwas:
Die Fütterungsangaben auf der Verpackung sind Durchschnittswerte!
Sie basieren auf pauschalen Berechnungen – nicht auf deinem Hund oder deiner Katze.
Viele Tiere brauchen weniger, manche mehr, je nach Aktivität, Alter und Stoffwechsel.
Darum ist eine individuelle Rationsüberprüfung immer sinnvoll.
Fazit
BARF, Dose, Trockenfutter – alles hat seinen Platz.
Die eine, perfekte Lösung gibt es nicht.
Aber es gibt die richtige Lösung für dich und dein Tier.
Trends, Glaubenskriege und Schuldgefühle haben in der Fütterung nichts verloren.
Denn wer mit Herz, Verstand und Augenmaß füttert,
macht schon vieles richtig.
💚 Mein Tipp & Einladung an dich
Wenn du dir unsicher bist,
ob dein Tier mit allem versorgt ist,
- ob du die Futtermenge richtig einschätzt,
oder ob das gewählte Produkt wirklich zu euch passt,
👉 Dann lass uns gemeinsam einen Blick in den Napf werfen.
Ich prüfe, was wirklich drin steckt,
berechne den tatsächlichen Bedarf deines Tieres
und helfe dir, Futtertrends von Fakten zu unterscheiden.
Denn gute Ernährung beginnt nicht mit einem Dogma –
sondern mit Verständnis, Vertrauen und Herz. 🐾


